Gegen die Zeit gezeichnet
Werkauswahl der Dauerausstellung von Mai bis Oktober 2024
Die Dauerausstellung „Horst Janssen – Neu entdeckt!“ zum Leben und Werk des norddeutschen Künstlers zeigte vom 25. Mai bis zum 20. Oktober 2024 eine Hängung zum Thema „Gegen die Zeit gezeichnet“. Dreimal pro Jahr tauscht das Horst-Janssen-Museum die Janssen-Werke aus: Zum einen, damit die Besucherinnen und Besucher immer etwas Neues zu entdecken haben; zum anderen, weil die empfindlichen Werke auf Papier sich zwischendurch in dunklen Schubladen „ausruhen“ müssen.
Momentaufnahmen der Wirklichkeit
Die Werkauswahl umfasste Zeichnungen, Druckgrafik und Fotografien. „Horst Janssen sieht in allem die Vergänglichkeit der Welt“, sagt Antje Tietken, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Horst-Janssen-Museums die Hängung kuratiert hat, und erläutert: „Wenn er Verblühendes und Verwelkendes, Alterndes und Sterbendes zum Thema seiner Kunst macht, zeichnet er gegen die Zeit, denn es sind Momentaufnahmen der Wirklichkeit.“
Flüchtiges festhalten
Janssen nennt seine Zeichnungen von Blumen, toten Tieren und auch Dingen des täglichen Lebens „Nature Morte“ und entscheidet sich damit bewusst gegen den Begriff Stillleben. Er folgt in ihnen dem Wunsch, flüchtige Erscheinungen im Prozess ihrer Vergänglichkeit festzuhalten. Es findet sich kaum etwas Unversehrtes in Janssens Bildwelt.
Aufblühen und Verwelken
Gerade die Blumenmotive, die Janssen seit den frühen 1970ern als Thema seiner Kunst entdeckt, werden zu einem Pfeiler seiner Popularität. Es sind pralle aufblühende Knospen, vor allem aber das Hinwelken von Blüten und Blättern, das er zeichnet. „Die Arbeiten gewinnen ihre Kraft, Poesie und Faszination aus der bewussten Darstellung des Verfalls, denn Janssen fasst diese Transformation vom Leben zum Tod als rein optisches Phänomen auf“, sagt Kuratorin Antje Tietken.
Auf Polaroid fixierte Augenblicke
Meist sind diese Motive seiner unmittelbaren Umgebung entnommen. Augenfällig wird dies durch die Zusammenführung der Zeichnungen mit einer Auswahl großgezogener Polaroid-Aufnahmen, die Janssen seinerzeit als Fotoserie „Fixierte Augenblicke“ zusammenfasste. Dabei handelt es sich um plötzlich gesehene und zufällig gewählte Motive, die Horst Janssen in und um sein Haus in Hamburg-Blankenese im Winter 1981/82 mit einer Polaroid-Kamera fotografiert hatte.