Archiv vergangener Ausstellungen

2022

Nanne Meyer: überAll. Von Punkthelligkeiten und Turbulenzmustern

30. Januar bis 15. Mai 2022

Mit Nanne Meyer (* 1953 Hamburg) hat das Horst-Janssen-Museum eine Künstlerin eingeladen, die sich seit Jahrzehnten mit dem Medium der Zeichnung beschäftigt. In immer wieder neuen künstlerischen Strategien und unterschiedlichsten Spielarten variiert sie ihre Möglichkeiten auf Papier.

Ihre ausgestellten Arbeiten kreisten dabei um nichts Geringeres als das Universum und die ganz alten und immer wieder neuen Fragen der Menschheit. Das Wissen der Astrophysik mit ihren Denkmodellen und Thesen auf der einen Seite, und auf der anderen der Versuch, das eigene Verhältnis zur Welt auszuloten, bildeten das Spannungsfeld für ihre neuen Zeichnungen. Klumpen und Globen, Quantenschaum und die DNA der Milchstraße begegneten uns in der Ausstellung und offenbarten einen sehr individuellen Blick auf den Weltraum. Philosophisch oder humorvoll, poetisch oder auch entlarvend fand Nanne Meyer Wege, um sich dem Phänomen Universum künstlerisch anzunähern. Eine ganz eigene Ästhetik des Staunens und der Ungewissheit entstand.

Besuchen Sie die Künstlerin auch gerne online » und tauchen Sie in ihr Werk ein.

Zur Ausstellung erschien die Publikation Meyers Handbuch über das Weltall, Hatje-Cantz Verlag, Berlin, 2022, zum Museumspreis von 23 Euro (im Handel 28 Euro).

Eine Sache der Freundschaft

3. Juni bis 3. Oktober 2022

Mit der Ausstellung „Eine Sache der Freundschaft“ feierte das Horst-Janssen-Museum das 25-jährige Jubiläum seines Fördervereins. Am 3. Juni 1997 wurden die Freunde und Förderer des Horst-Janssen-Museums e.V. gegründet, mit dem Ziel, ein Museum für Horst Janssen, den berühmten norddeutschen Zeichner, Grafiker, Autor und Ehrenbürger der Stadt Oldenburg auf den Weg zu bringen. Drei Jahre nach der Vereinsgründung öffnete das Horst-Janssen-Museum im Jahr 2000 seine Pforten und bis heute unterstützt und fördert der Verein das Haus dank des bürgerschaftlichen Engagements seiner über 360 Mitglieder.

Die Jubiläumsausstellung lud zu einer Zeitreise durch die Vereinsgeschichte ein. Über die Jahre hat der Verein den Werkbestand des Museums kontinuierlich ergänzt. Ein Best of der Ankäufe war in der Ausstellung zu sehen. Gezeigt wurden außerdem Ausschnitte aus dem vom Verein finanzierten Projekt „Zeitzeugen“, für das Weggefährten Horst Janssens interviewt und gefilmt wurden. Auch die geförderten Ausstellungen und Publikationen der letzten 25 Jahre waren Thema der Ausstellung, ebenso das gemeinsam vom Verein und Museum ins Leben gerufene Forschungsstipendium, dessen erste Stipendiatin Aline Helmcke mit ihren Papierschnitten einen Teil zur Ausstellung beitrug.

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2021

Ilna Ewers-Wunderwald: Expedition Jugendstil

21. Mai bis 29. August 2021

Das Horst-Janssen-Museum feierte mit dieser Ausstellung die Wiederentdeckung einer faszinierenden Künstlerin des Jugendstils: Ilna Ewers-Wunderwald (1875 bis 1957). Hochgelobt zu Beginn ihres Schaffens, zog sich die virtuose Zeichnerin, Illustratorin, Kabarettistin, Übersetzerin und Gestalterin von Möbeln und avantgardistischer Frauenmode bereits in den 1920er Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr Werk geriet in Vergessenheit. Das Horst-Janssen-Museum holte es ans Licht zurück.

Ewers-Wunderwald bewegt sich zwischen Jugendstil und Symbolismus, ihr Umgang mit der Farbe ist meisterhaft. Sie arbeitet mit chinesischer Tusche, mit der sie höchst dekorative und detailreiche Darstellungen exotischer Tiere, fantastischer Pflanzen oder skurriler Fabelwesen zeichnet. Das Horst-Janssen-Museum präsentierte rund 100 Werke der Künstlerin Ilna Ewers-Wunderwald, kuratiert von Dr. Sven Brömsel (Berlin).

Tim Bruening's Comeback

9. September bis 3. Oktober 2021

In seiner Ausstellung „Comeback“ begibt sich der Fotograf Tim Bruening auf eine fotografische Reise durch die exzentrische Filmwelt von Hollywood über Cannes bis Oldenburg. Auf dem Weg begegnet er Stars wie Nicolas Cage, Bella Thorne oder Paz de la Huerta und zeigt sie abseits des roten Teppichs — humorvoll, nahbar und menschlich. Zusammen mit skurrilen Landschaften und verlassenen Filmsets verdichtet sich die Arbeit zu einer cineastischen Collage, die unter dem Begriff „Comeback“ zu einer Feier von Kino, Kunst und der Rückkehr des Lebens einlädt. Denn schließlich kehrt auch Tim Bruening mit dieser Ausstellung künstlerisch in seine Heimatstadt Oldenburg zurück.

Das Horst-Janssen-Museum zeigte die Ausstellung „Comeback“ anlässlich des Oldenburger Filmfestivals, dessen Fotograf Tim Bruening viele Jahre lang war.

Janssen ANIMIERT

16. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022

Das Horst-Janssen-Museum hat Matthias Beckmann, Aline Helmcke, Petra Lottje, Bettina Munk und Norbert Trummer eingeladen, sich mit der Person Horst Janssen und seinem Werk auseinanderzusetzen. Die fünf Künstlerinnen und Künstler sind ein bis zwei Generationen jünger als Janssen und seit Jahren auf dem Gebiet der Zeichnung und künstlerischen Animation unterwegs. Sie waren vor Ort im Grafikdepot des Museums und haben Janssens Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen studiert. Es ist eindrucksvoll zu sehen, welche Besonderheiten sie aufgespürt haben: skurrile Motive und versponnene Geschichten, die frühe Art Brut und den routinierten Stil des reifen Janssen. Vor allem seine Selbstporträts und eine Fotografie von fremder Hand sowie Tierdarstellungen und Stillleben des Künstlers dienten als Impulse für die eigene Arbeit.

Aus diesen Begegnungen entstanden sehr unterschiedliche Animationen, mit individuellem Zugang und eigener künstlerischer Handschrift, unterlegt mit neuen Sounds, die die Intention der Filme jeweils steigern. Die Technik der präsentierten Animationen reicht von Stop-Motion oder Bildfür-Bild-Montage – einer Bildmontage, wie sie schon in den frühen Zeiten des Zeichentrickfilms angewendet wurde – bis zu Mischformen von analogen Zeichnungen und Malereien, die abfotografiert und dann digital durch Grafikprogramme in Bewegung gesetzt werden. Die Animationen aus der Ausstellung können Sie hier ansehen »

„Janssen ANIMIERT“ ist die zweite Zusammenarbeit des Horst-Janssen-Museums mit Lines Fiction, der Onlineplattform für Zeichnung und Animation von Bettina Munk (https://linesfiction.de). 

„Die Blätter schlagen um“ – Wind und Wetter bei Horst Janssen

22. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022

Den Herbst und den Winter liebte Horst Janssen besonders. Den Sommer hingegen mochte er nicht. Passend zur Jahreszeit präsentiert die Ausstellung Werke zum Thema Wind und Wetter, die – allesamt Landschaften – radiert und gezeichnet, gedruckt und fotografiert Sturm, Gewitter, Regen und Schnee zeigen. Janssen war der Auffassung, dass in den Sommermonaten eigentlich jeder Nervenmensch und Künstler vorübergehend sterben müsste. Erst im September könne und dürfe dieser frühestens wieder auferstehen. Aus diesem Grund spielt auch das Thema Vergänglichkeit in Janssens Werk eine so gewichtige Rolle. Seine Landschaften sind daher selten lieblich, sondern von Regen und Sturm geprägte, typisch norddeutsche Marschlandschaften des Eiderlandes und der Haseldorfer Marsch.

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2020

Kosmos Janssen: wie er schreibt_

15. November 2019 bis 22. März 2020

Mit „Kosmos Janssen: wie er schreibt_“ stellt das Horst-Janssen-Museum eine weitere, in ihrem Umfang bislang wenig beachtete Facette des Zeichners und Grafikers Horst Janssen in den Mittelpunkt: Erstmals widmet sich eine Schau dem „Wörterer“, dem Autor Horst Janssen. Im Fokus stehen seine Essays und Gedichte, seine biografischen Texte und Tagebuchaufzeichnungen. Sie allesamt zeugen von einer überbordenden Ausdruckskraft, von fantasievollen Wortschöpfungen und assoziativen Einfällen. Nicht selten beinhalten diese auch persönliche Lebensweisheiten des Autors.

Janssen wird auch als Büchermacher mit zahlreichen Beispielen vorgestellt, in denen er die Illustrationen geliefert hat: sowohl für eigene Publikationen als auch für Bücher anderer, wie die von Günter Grass oder Peter Rühmkorf.

Nicht zuletzt sind es vor allem die einfühlsam gezeichneten Porträts verschiedener Autoren des 19. Jahrhunderts, wie Heine, Tolstoi, Kleist und Fontane, in denen Janssen der Persönlichkeit des Dargestellten zeichnerisch nachspürt. Versehen mit zum Teil assoziativen Kommentaren Janssens, dokumentieren diese sein immerwährendes Interesse am Thema Literatur und den Literaten selbst.

Veränderte Sichten. Horst Janssen und die Architektur

30. Mai bis 13. September 2020

Bereits in den 1950er Jahren zeichnet Horst Janssen Straßen und Häuser seiner Hamburger Umgebung. Er ist dabei außerordentlich experimentierfreudig: Selbst in seinen Holzschnitten werden Backsteinmauern, Dächer und ganze Straßenzüge zum Thema. Mönckebergstraße, Alter Wall, … – so nennt er seine Werke. Es ist der Blick aus dem Fenster, der ihn fasziniert. Mit Reisen nach Skandinavien, ins Tessin oder nach Paris erweitert sich der Blick des Künstlers: Mal ist es die Landschaft, in der eine Brücke oder ein Zaun Janssens Interesse wecken, dann wieder sind es die aufwändig gestalteten Häuserfassaden von Paris. Nicht selten macht er die dargestellte Szenerie durch die Beigabe von Akteuren zum Schauplatz von Dramen.

In späteren Zeichnungen und Aquarellen gelingt es ihm, unsere Sichtweise auf Gegenstände zu verändern. Eine Radnabe sieht plötzlich aus wie der schiefe Turm von Pisa, Kieselsteine werden zu Küstenfelsen. Allein durch die Beigabe winziger Architekturteile werden kleine Dinge im Verhältnis plötzlich ganz groß. Das Thema Architektur begleitet Janssen während seiner gesamten Schaffenszeit in allen Techniken. Neben den Zeichnungen und Aquarellen sind es Druckgrafiken und Fotografien, die zudem Einblicke in sein persönliches Wohnumfeld geben.

Dan Perjovschi: Drawing your attention

17. Juli bis 13. September 2020

Der aus Rumänien stammende Künstler Dan Perjovschi (geboren 1961) nimmt stets auf aktuelle gesellschaftspolitische Ereignisse Bezug und bringt seine Kommentare direkt und schnörkellos zu Papier, auf Wände oder in den sozialen Medien zur Wirkung – sei es zu Fridays for Future, zur Corona-Krise oder ganz aktuell zu den weltweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Perjovschi ist international umtriebig und hat das Zeichnen zu seinem persönlichen Lebensstil gemacht. „Urban“ oder „Naked Drawings“ nennt er seine Arbeiten, die mit gewitzten Sprachspielen und verblüffenden Pointen seine Sicht der Dinge auf den Punkt und auf die Linie bringen. Dabei ist er immer engagiert, immer politisch, dabei nie mit erhobenem Zeigefinger, ein Reporter der Stunde.

Schon nach seinem Studium der Malerei in Bukarest hat Dan Perjovschi sich von den Farben verabschiedet, um sich auf die grafische Kunst zu konzentrieren. „Ich empfand das als radikaler und es entsprach besser den hässlichen grauen Zeiten vor dem Zusammenbruch des Kommunismus“, so der Künstler. Nach dem Ende der Diktatur in Rumänien 1989 begann er, die erste unabhängige Wochenzeitung Rumäniens, Revista 22, zu illustrieren. Seit er 1999 den rumänischen Pavillon der Biennale in Venedig gestaltete, sind seine Arbeiten auch international gefragt. So beteiligte er sich an weiteren Biennalen und stellt international aus, etwa im MoMa New York, der Tate Modern London, der Kunsthalle Basel oder der Kunsthalle Hamburg.

Eigens für die Schau in Oldenburg zeichnete Perjovschi auf der großen Glasfassade des Museums.

Das kann nur Zeichnung! Von Beethoven bis Pinterest

4. Oktober 2020 bis 2. Mai 2021

Seit 20 Jahren gibt es das Horst-Janssen-Museum – ein wunderbarer Grund für eine Jubiläumsausstellung in unserem Haus, die die Zeichnung als Kulturtechnik des Menschen, und zwar jedes Menschen feiert. Eine Welt ohne Schreib-und Zeichenstifte ist kaum vorstellbar, zunehmend kommen auch Smartphone, Tablet und Rechner zum Zeichnen von Ideen und Entwürfen zu Einsatz. Immer ist die Linie als gestalterisches Element der Zeichnung grundlegend. Diesem Phänomen lohnt es sich nachzugehen. Das Projekt, das ein Team von fünf Kuratorinnen auf die Beine gestellt hat, ist vor allem aus zwei Gründen ungewöhnlich und sehenswert: Wir behaupten, dass es nach wie vor Dinge und Phänomene gibt, die nur in der Handzeichnung vorkommen und möglich sind. Wir zeigen, was (nur) Zeichnung alles kann: Imaginieren, konstruieren, entwerfen, aufzeichnen, festhalten, Stellung beziehen, Identität stiften und vieles andere mehr.

Und schließlich werden wir Zeichnungen ohne künstlerische Hierarchien zusammenbringen: Entwürfe von Alessandro Mendini neben Handwerkerskizzen, künstlerische Selbstporträts neben Kinderzeichnungen, Maschinenentwürfe von Tinguely neben Patentanmeldungen, alles ist möglich. In sieben Abteilungen gewinnen wir auf zwei Etagen Einblicke in die Welt der Kostümentwürfe, Wissenschaftszeichnungen, Outsider Art, Partituren, Gerichtszeichnungen, Graphic Novels, Storyboards, Piktogramme, und digitalen und animierten Zeichnungen.

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2019

ROTE WATTE. Druckstöcke und Holzdrucke von Gustav Kluge

8. Dezember 2018 bis 24. März 2019

Mit seinen ausdruckstarken Malereien, Grafiken und Holzdrucken zählt Gustav Kluge (*1947) zu den wichtigsten Künstlern, die nach wie vor das Menschenbild ins Zentrum ihrer Arbeit stellen.

Das Horst-Janssen-Museum zeigt seine großformatigen Holzdrucke auf Pergamin oder Leinwand. Dafür bearbeitet der Künstler Nut- und Federbretter, Bohlen und Tischlerplatten, färbt sie ein und stellt davon Drucke her. Meist gibt es nur einen oder wenige gleiche Exemplare. Die höchst eigenwilligen, bemalten Druckstöcke, die normalerweise nicht in den Blick geraten, werden bei Kluge zu selbständigen Reliefs oder Skulpturen. Die Themen dieser
manchmal düsteren Arbeiten fordern den Betrachter. Dennoch entstehen trotz des rohen, oft fragmentarischen Werkstoffs Motive von hoher Sensibilität. Der Mensch mit seiner Verletzlichkeit und seiner Fähigkeit zu verletzten steht im Mittelpunkt des Werkes von Gustav Kluge.

Wir zeigen 40 Arbeiten aus den letzten 30 Jahren, sowohl Drucke als auch Druckstöcke, in denen Kluge der Jahrhunderte alten Technik des Holzschnitts immer wieder Neues abringt.

Natur schöpfen – eine wachsende Ausstellung

18. Mai bis 18. August 2019

Ausgehend von den beiden Grundpfeilern des Museums beschäftigt sich die Kuratorin der Ausstellung, Insa Winkler, mit Fragen und räumlichen Versuchsanordnungen zu den Themen Papier und Pigmente. Dabei bringt sie ihre Erfahrungen als Social Landart-Künstlerin und Nachhaltigkeitswissenschaftlerin ein.

Grundlage der Ausstellung ist dabei das wertvolle alte und neue Wissen, wie sich Naturstoffe für die künstlerische Arbeit nutzen lassen. So werden in den Ausstellungsräumen  zwei Laborzonen eingerichtet, in denen die Besucherinnen und Besucher mit Naturpigmenten und geschöpftem Papier selbst aktiv werden können. Die Natur in ihren vielfältigen Stoffen, Formen und Farben wirkt hier als Impulsgeber für die eigene künstlerische Kreativität. Die Gäste können verschiedenartige Erfahrungen sammeln und die wachsende Ausstellung selbst gestalten.

Durch Objekte und Installationen aus Weiden, Papier und Pflanzenfarbe in einer gesonderten Präsentation und gemeinsam mit drei weiteren, von ihr eingeladenen Künstlern möchte Insa Winkler für einen verantwortlichen Umgang mit der Natur sensibilisieren und deren Wissen sowie ihr eigenes mit den Besucherinnen und Besuchern teilen. Es wirken mit: Peter Reichenbach, der Initiator des weltweit aktiven und mehrfach von der UNESCO ausgezeichneten Netzwerks sevengardens, Werner Henkel, der das Kunstkonzept der NaturArte entwickelte, und Matthias Schwethelm, der in seiner Papierwerkstatt Papieroffizin vor allem Natur- und Recyclingmaterialien für handgeschöpfte Papiere einsetzt. Dieses Angebot wird über den gesamten Zeitraum der Ausstellung angeboten. Zudem werden ausgewählte Werke von Horst Janssen mit den Arbeiten der Künstler in den Dialog gebracht.

Jorinde Voigt: Universal Turn

31. August bis 3. November 2019

Die Werke der Berliner Künstlerin Jorinde Voigt gehören zu den aufregendsten Zeichnungen, die aktuell auf Papier geschaffen werden. Sie bearbeitet riesige Formate mit Bleistift, Tinte, Tusche, Pastell oder Ölkreide. Seit einigen Jahren gehören auch Blattgold, Silber, Aluminium und Kupfer dazu. Die Kombination von Schrift, linearen Strukturen und malerischen, dreidimensional wirkenden Formen ergibt ein hochästhetisches Zusammenspiel.

Hinter jeder der meist mehrteiligen Arbeiten steht ein System – es sind Notationen und Diagramme, mit denen die Künstlerin gesellschaftliche, naturwissenschaftliche, philosophische oder auch musikalische Phänomene aufzeichnet. Dabei geht sie höchst subjektiv vor und überführt ihre Beobachtungen – wie etwa Vogelfluglinien oder Wegstrecken – in ihre eigene Formensprache. Auch Werke anderer Künstler, Autorinnen und Komponisten bilden die Grundlage für Voigts komplexe Auf-Zeichnungen, in denen die Elemente nie stillstehen und von vielen Seiten gleichzeitig beleuchtet werden. Das Horst-Janssen-Museum zeigt Werkserien aus den letzten zehn Jahren und die aktuelle Arbeit „Immersive Integral Universal Splash I-VIII“.

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2018

Die Neunte Kunst: Aktuelle deutsche Graphic Novels

3. Februar bis 6. Mai 2018

Unter dem Titel „Die Neunte Kunst“, hinter dem sich die Kunst des Comics verbirgt, gibt es erstmalig eine große Kooperationsausstellung im Stadtmuseum Oldenburg, im Horst-Janssen-Museum und im Edith-Russ-Haus für Medienkunst zu sehen. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven widmen sich die drei Häuser dem Thema Graphic Novels, also Grafischen Erzählungen, die mit ihrer Verbindung von Text- und Bildelementen zur sogenannten Neunten Kunst zählen. Jede Ausstellung zeigt einen in sich abgeschlossenen Schwerpunkt, zusammen bilden sie jedoch drei Kapitel derselben Erzählung.

Kapitel I:
Die Geschichte des Comics

Kapitel II:
Aktuelle deutsche Graphic Novels

Kapitel III:
Unwanted Stories

13 zeitgenössische, national wie international ausgezeichnete Comiczeichnerinnen und –zeichner aus Deutschland zeigen im Horst-Janssen-Museum ihre neuesten Arbeiten. Den Auftakt dazu bilden die Zeichnungen des deutschen Graphic Novel-Pioniers Hans Hillmann. In der Schau geht es nicht in erster Linie um die Comic-Prints und die Bücher selbst. Vielmehr sollen die Originalzeichnungen und die Vorgeschichte der Bücher im Fokus stehen. Die Besucher können erleben, wie individuell die Künstlerinnen und Künstler an ihre Projekte herangehen, wie verschiedenartig ihre Gestaltungsmittel, ihre Handschriften, Erzählweisen und technischen Verfahren sind.

Die ausgestellten Graphic Novels sind nicht nur stilistisch, sondern auch thematisch breit aufgestellt. Die Geschichten erzählen von einschneidenden Erfahrungen aller Art, von Alltagsdramen und persönlichen Traumata. Katastrophen im Kleinen sind mit weltpolitischen Erschütterungen verstrickt. Geschichtliche Ereignisse sind gleichermaßen Gegenstand wie aktuell Gesellschaftspolitisches. Neben autobiografischen Stoffen und Biografien finden sich Auseinandersetzungen mit Klassikern der Weltliteratur oder auch Comics, die als Reportagen angelegt sind.

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung bietet ein breites Angebot an Mitmach-Möglichkeiten. Dazu gehören von Künstlerinnen und Künstlern geleitete Comic-Workshops, Comic-Lesungen, eine Comic-Tauschbörse, Live-Drawing-Aktionen und Signierstunden.

Man Ray. Magier auf Papier

27. Mai bis 26. August 2018

Man Ray hat als Maler, Objektkünstler und insbesondere als Fotograf großen Einfluss auf die moderne Fotografie und auch die Filmgeschichte genommen. Er zählt zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine künstlerischen Arbeiten gehören zu den Ikonen der Moderne. Mit großer Experimentierfreude und ebensolcher Freiheit in der Wahl der künstlerischen Mittel versuchte Man Ray in seinen Werken, die Grenzen der Kunst zu überschreiten. Mit über 120 Arbeiten widmet sich das Horst-Janssen-Museum seinen Arbeiten auf Papier. Zu sehen sind unter anderem die bekannten Fotografien, aber auch seine bislang wenig gezeigten Zeichnungen und druckgrafische Serien wie sein subtil-erotisches ‚Alphabet pour Adultes‘.

Begonnen hat der 1890 in den USA geborene und 1976 in Paris gestorbene Künstler mit der Malerei, zunächst allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Erst die Fotografie ermöglichte es ihm, von seiner Kunst zu leben. Im Paris der 1920er und -30er Jahre war er eine zentrale Figur des Dadaismus und Surrealismus mit engen Kontakten zur künstlerischen Avantgarde. Er entwickelte einen eigenen, unverwechselbaren Stil, mit dem er vor allem seine Porträtfotografien inszenierte.

Man Rays Lieblingsmotive waren schöne Frauen, wie etwa seine Geliebten, das Model Kiki de Montparnasse und seine Schülerin und Assistentin Lee Miller. Er entwickelte ideenreich durchdachte Positionierungen seiner Modelle vor der Kamera und schuf eine magisch anmutende Lichtgebung innerhalb der Szenerien.  Revolutionär ist Man Rays Entwicklung der Rayografie. Dabei legte er Alltagsgegenstände auf Fotopapier und setzte sie verschiedenen Lichtquellen aus. Die verschwommenen Konturen dieser "Fotos ohne Kamera" fanden bei den Dadaisten und später bei den Surrealisten großen Anklang. Der Dichter Jean Cocteau bezeichnete Man Ray als "Poeten der Dunkelkammer". 

kleine und große Werke von Monika Bartholomé

16. September bis 20. Januar 2019

Die Kölner Künstlerin Monika Bartholomé hat ein „Museum für Zeichnung“ erdacht und erschaffen. Es ist ein „nomadisches“ Museum ohne festen Ort und wird im Horst-Janssen-Museum gastieren. Das „Museum“ besteht aus Fundstücken, in denen die Zeichnung als universelles Ausdrucksmittel des Menschen eine besondere Rolle spielt.
Das „Museum für Zeichnung“ unterscheidet nicht zwischen angewandter und freier Kunst oder Äußerungen aus dem Alltag und spiegelt wie eine Wunderkammer den subjektiven Blick der Sammlerin wider. Besonders – und nicht museal – ist, dass man die Fundstücke von Monika Bartholomé  in die Hand nehmen und neue Anordnungen herstellen darf.
Neben den ausgestellten Einzelwerken realisiert Monika Bartholomé auf der ersten Etage des Horst-Janssen-Museums eine Arbeit, die eigens für die geschwungene, dreißig Meter lange Wandfläche des Museums konzipiert wurde.

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2017

Sound goes Image – Partituren zwischen Musik und Bildender Kunst

4. Februar bis 30. April 2017

Die Ausstellung „Sound goes Image – Partituren zwischen Musik und Bildender Kunst“ beschäftigt sich mit dem Phänomen der musikalischen Grafik und eröffnet unseren Museumsbesuchern einen völlig neuen Kosmos. Es geht um Partituren, die zunächst in den Bereich der Musik gehören, aber spätestens seit der New York School of Composers (Mitte des 20. Jahrhunderts) nicht mehr nur klassische Notenschriften sind. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Die Komposition soll Interpreten und Hörern mehr Handlungsspielraum eröffnen, die Erzeugung von Klängen wird nichtlänger klassischen Musikinstrumenten oder Singstimmen überlassen, bis hin zu Grafiken, deren musikalische Umsetzung nur eine von vielen Interpretationsmöglichkeiten ist. Diese Entwicklungen schlagen sich in einer individuellen „Schreibweise“ der Partitur nieder. Die Grenzen zur Bildenden Kunst verschwimmen und es entstehen wunderbare, individuelle, bildhafte Handschriften. Von farbig gestalteten und ungewöhnlich angeordneten Notenlinien, über comicartige, lautmalerische Partituren bis hin zu gänzlich freien, rein gestischen Zeichen, die jedoch immer als Kompositionen gelesen werden können.

In der Ausstellung werden Autographen von Mary Bauermeister, Cathy Berberian, Sylvano Bussotti, John Cage, Hanne Darboven, Ulrich Eller, William Engelen, Roman Haubenstock-Ramati, Anestis Logothetis, Robert Moran, Tona Scherchen-Hsiao, Moritz v. Schwind, Karlheinz Stockhausen, Jorinde Voigt und Grzegorz G. Zgraja gezeigt.

Hörbeispiele ermöglichen den Museumsgästen, die Partituren, die sie vor Augen haben, akustisch nachzuvollziehen. Darüber hinaus können die Besucherinnen und Besucher an einzelnen Stationen selbst aktiv werden, Klänge erzeugen, komponieren sowie sich musikalisch und zeichnerisch ausprobieren.

Helene von Oldenburg: Janssen Revisited

13. Mai bis 24. September 2017

Dem Horst-Janssen-Museum ist im Jahr 2016 der Ankauf einer großen Hamburger Privatsammlung gelungen. Die meisten Werke dieser Sammlung haben wir bereits gezeigt. Aus diesem Grunde werden wir etwas vermeintlich Bekanntes, schon Gesehenes aus neuen Blickwinkeln präsentieren. Deshalb haben wir die Künstlerin Helene von Oldenburg gebeten, einen neuen Zugang zu Horst Janssen zu entwickeln und ihren sehr subjektiven Blick auf die jüngst erworbenen über 300 Arbeiten zu werfen. Helene von Oldenburg bewegt sich mit ihrer Arbeit auf den Grenzgebieten zwischen Kunst, Wissenschaft und Medien.

In „Janssen Revisited“ analysiert Helene von Oldenburg die Zeichnungen von Horst Janssen aus der Nähe und im Detail. Sie zerlegt sie in kleinste Einheiten und überführt sie so in eine begrenzte Anzahl an Zeichen. Aus ihnen entwickelt sie eine Schrift, die auf jedem Computer oder Smartphone verwendet werden kann und auf der Website des Horst-Janssen-Museums bereitgestellt wird. Die Entwicklungsschritte von den Zeichnungselementen bis hin zu den neuen Schriftzeichen werden im Museum präsentiert. Alle können die neue Schrift testen: Helene von Oldenburg lädt Besucherinnen und Besucher zu Schriftübungen auf Papier, Smartphone oder Wandtafeln ein. Mit Stempeln aus den neuen Schriftzeichen können sie wiederum eigene Bilder anfertigen.

Die Reduzierung auf kleinste Zeichen ist nur eine Möglichkeit, den Blick in Janssens Bilder hinein zu lenken. Helene von Oldenburg experimentiert auch mit Übermalungen auf Glas und verschiedenen Hängungen und Hintergründen. So gelingt es ihr, einen neuen, nicht-musealen Raum zu schaffen. In diesem Umfeld präsentiert sie Janssens Zeichnungen als Werke aber auch als Material für ihre eigene Arbeit.

Tobias Dostal: Preisträger 2017

22. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018
Horst-Janssen-Grafikpreis der Claus Hüppe-Stiftung

Tobias Dostal ist der 6. Grafikpreisträger, den das Horst-Janssen-Museum gemeinsam mit der Claus Hüppe-Stiftung in diesem Jahr präsentiert. Der 34-jährige Künstler aus Berlin hat die Jury zunächst durch sein zeichnerisches Werk überzeugt. Aber Dostal erschafft mit seinen Zeichnungen auch bewegte Bilder und filmische Illusionen. Verwandlungen von Menschen, Tieren und Gegenständen werden auf höchst überraschende Weise animiert und auf eigens entwickelten Projektionsapparaturen gezeigt. Zeichnung, Film und Installation gehen in Dostals Werk eine verblüffende Verbindung ein – technisch ausgeklügelt und poetisch zugleich.

Dabei interessiert sich der Künstler für eine analoge Herangehensweise. Durch diese werden das Erzeugen der Bilder und die visuellen Effekte nachvollziehbar gemacht. Mit der Inszenierung von Licht und Schatten sowie den Geräten und Vorrichtungen lädt er seine Kunstwerke magisch auf. So werden das Sehen und das Vorführen von Bildern selbst zum Thema. Tobias Dostal wird für seine Ausstellung in Oldenburg neue Arbeiten entwickeln. Eine Edition des Künstlers ist im Museumsshop zu erwerben.

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2016

Move The Line – Zeichnung und Animation

28. Februar bis 22. Mai 2016

In einem Haus für Zeichnung und Grafik, wie dem Horst-Janssen-Museum, ist es spannend und unverzichtbar, nach der „Zeichnung heute“ zu fragen. Die klassische Zeichnung auf Papier und ihre Erweiterung in den Raum hat die letzten Jahrzehnte bestimmt. In der Ausstellung „Move The Line“ werden Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, die von der klassischen Zeichnung ausgehen, sie aber durch Animationen erweitern. Dabei inspirieren und ergänzen sich die Medien gegenseitig. Die Papierarbeit ist nach wie vor die analoge Formulierung des Gedankens, der Animationsfilm seine digitale Verlebendigung zu einem Thema.

Fünf Zeichnerinnen und Zeichner zeigen ihre Werke im Horst-Janssen-Museum Oldenburg und präsentieren neben ihren Handzeichnungen auf Papier digitale Bilder und Zeichentrickfilme, die in einem Dialog mit dem Computer stehen.

Robbie Cornelissen (*1954) zeichnet riesige architektonische Konstruktionen auf Papier und verwandelt seine Zeichnungen mit einem 3-D-Programm in eindrucksvolle virtuelle Räume. In der Filmprojektion kann man die schwindelerregende Fahrt durch endlose Gänge miterleben.

Matthias Reinhold (*1978) schafft eine intime Situation aus Zeichnungen, Alltagsgegenständen und einem Monitor, in der man sich durch digitale Bleistiftgebiete klicken kann. Der Kosmos der Dinge eröffnet sich allmählich in assoziativen Bildergeschichten, die der Betrachter beim Folgen der Links erkunden kann.

Bettina Munk (*1960) zeigt neben ihrer Zeichnungsserie eine Computeranimation, deren Komposition ebenso wie bei der Handzeichnung auf dem Zufallsprinzip beruht. Was in der analogen Zeichnung durch Würfelwurf als Momentaufnahme gebannt wurde, erscheint in der digitalen Animation fortlaufend durch programmierte Zufallsmodule und ergänzt sich in der Installation zu einem komplementären Ganzen.

Carolin Jörg (*1977) und der Designer Michael Fragstein (*1972) entwickelten zusammen ein Projekt, das die Wahrnehmung der stillen, feinen Tuschezeichnungen durch Augmented Reality erweitert. Im Computer lassen zusätzliche Ebenen der Bewegung und des Tons eine narrative Spur entstehen, die beim Bewegen des Tablets über die Zeichnungen eine neue Einheit erzeugt.

Künstlerplakate – Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely

5. Juni bis 4. September 2016

Niki de Saint Phalle (1930–2002), die Schöpferin der Nanas, der fröhlichbunten, voluminösen Frauenfiguren, und Jean Tinguely (1925–1991), der Konstrukteur kinetischer Maschinenplastiken aus Schrott, verband über drei Jahrzehnte eine außergewöhnliche Liebes- und Arbeitsbeziehung. Das Werk der beiden ist trotz seiner Verschiedenartigkeit deutlich von diesem Austausch geprägt.

Die Franko-Amerikanerin und der Schweizer begegneten sich erstmals 1955 in Paris. Beide wurden Mitglieder der rebellischen Künstlergruppe der „Nouveaux Realistes“ und torpedierten mit spektakulären Aktionen die gesellschaftlichen und künstlerischen Konventionen der Zeit.

Zur öffentlichen Bekanntmachung ihrer eigenen Kunstwerke und ihrer Gemeinschaftsprojekte entwarfen sie eine Fülle an Plakaten. Sie kündigten ihre laufenden Projekte an, ihre Ausstellungen, Happenings, Film und Theaterproduktionen, ihre architektonischen Arbeiten, ja sogar die Kreation eines Parfums. Auch Auftragsplakate führten beide Künstler aus, sei es für Filmfestspiele, Musikfestivals, den Zirkus oder anderweitige kulturelle Events.

In der Ausstellung zeigen wir rund hundert Exponate dieser Art, die aus der reichhaltigen Sammlung von Claus von der Osten aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg stammen. Die Plakate zeigen neben der großen und anhaltenden internationalen Präsenz auch den besonderen Facettenreichtum der Kreativität von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely.

Die unkonventionellen Vorstellungen beider Künstler aufgreifend, können Museumsbesucher aller Altersklassen während der gesamten Laufzeit in den Ausstellungsräumen selbst aktiv werden. Zwei Kunststationen laden dazu ein, direkt mit den Kunstwerken oder auch mit anderen Museumsbesuchern in einen kreativen Austausch zu treten.

Der Horst Janssen Archipel. Die Reise geht weiter …

17. September 2016 bis 15. Januar 2017

„Der Horst Janssen Archipel“ ist die persönlichste und umfassendste Schau zu Leben und Werk von Horst Janssen, die das Museum je gezeigt hat. Nachdem im Altonaer Museum in Hamburg die Reise zum Janssen Archipel begonnen hat, geht die Entdeckungstour nun in Oldenburg mit einer Vielzahl neuer und überraschender Exponate weiter …

Der Besucher kann sich zwischen sechs Themeninseln treiben lassen und so Janssens Wirkungsorte, seine zum Teil sehr eigenwilligen Kommunikationsstrategien und -formen oder auch die den Künstler umgebende „Entourage“ entdecken und kennenlernen, die sich alle miteinander zu dem „Horst Janssen Archipel“ verdichten. Zu sehen sind Janssens meisterliche Feinstrichzeichnungen aus den 1960er Jahren, seine „Profizeichnungen“ der späteren Jahre, dazu Plakatentwürfe, Druckgrafiken und viele unbekannte und wenig gezeigte Arbeiten. Eigens zusammengetragen wurde dazu sehr Persönliches, wie Notizen, Fotografien, Briefe oder Liebesgaben für die Lebensgefährtinnen, ebenso Dinge, die den Künstler in seinem Alltag umgeben haben, wie sein Telefon oder sein Spiegel.

Erhellt wird der Blick auf diese Inselwelt durch drei Kurzfilme des Hamburger Filmemachers Hinrich Lührs, der bislang unbekanntes Filmmaterial von Peter Voss-Andreae eigens für die Schau audiovisuell zusammengestellt hat. Insbesondere durch die filmischen Einspielungen entspinnt sich ein fesselnder Dialog zu den Objekten der Schau, was die Reise zum „Horst Janssen Archipel“ zu einem vielschichtigen und überaus interessanten Erlebnis werden lässt.

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2015

Beuys ohne Hut. Karin Székessy fotografiert Künstler

25. Januar bis 26. April 2015

Mit dieser Ausstellung widmet sich das Horst-Janssen-Museum erstmals dem Medium der Fotografie. Gezeigt werden Porträts von über sechzig Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart, einfühlsam und sehr authentisch fotografiert von der Hamburger Fotografin Karin Székessy. Inspiriert durch persönliche Begegnungen mit Malern, Zeichnern, Grafikern und Bildhauern entstehen seit den späten 1950er Jahren bis heute meist in Schwarz-Weiß fotografierte Porträts. In ihnen gelingt es Karin Székessy, die enge Verzahnung zwischen dem dargestellten Künstler und seiner Kunst in die Fotografie einfließen zu lassen. Unter den Porträtierten finden sich so bekannte Künstlerpersönlichkeiten wie Joseph Beuys, Meret Oppenheim, Elvira Bach und Jonathan Meese. Durch ihr Einfühlungsvermögen erreicht es die Fotografin, im Moment der Aufnahme die Künstlerinnen und Künstler, ähnlich einem Psychogramm, in der Vielschichtigkeit ihres Wesen und ihrer Persönlichkeit zu erfassen.

Karin Székessy nennt diese Arbeiten Dialoge und drückt schon mit diesem Werktitel die bestehende Wechselwirkung zwischen der Fotografin, dem Künstler und dessen Kunst aus. Neben den Fotoporträts sind die dargestellten Künstler mit jeweils einer eigenen künstlerischen Arbeit in der Ausstellung vertreten. Die Schau gibt somit einen Abriss über die Kunstgeschichte der vergangenen fünfzig Jahre und beleuchtet nebenher das künstlerische Umfeld von Horst Janssen. Karin Székessy zählt zu den wichtigsten Fotografinnen Deutschlands.

Salvador Dalí – Illustrator. Der geniale Spanier und die Weltliteratur

14. Mai bis 6. September 2015

Salvador Dalí hat neben seinen surrealistischen Gemälden, mit denen er berühmt wurde, auch Druckgrafiken geschaffen. Bei der Wahl seiner Motive ließ er sich häufig auch von bekannten Stoffen der Literatur inspirieren. Im Dante-Jahr 2015 (der große italienische Dichter wäre 750 Jahre alt) zeigt das Horst-Janssen-Museum Dalís Illustrationen zum epochalen Meisterwerk „Die Göttliche Komödie“. „Es ist ein Werk, das mich bis zur Besessenheit anzieht“, schreibt Dalí über seine komplexe literarische Vorlage und überrascht gleichzeitig durch sehr freie Interpretationen der Textstellen.

Don Quijote de la Mancha ist der unerschrockene Held des gleichnamigen Romans (1605 – 1615) von Miguel de Cervantes. Auch ihm hat Dalí mit seinen Werken ein bildnerisches Denkmal gesetzt. Den furchtlosen Ritter, seinen komischen Knappen und die aussichtlosen Kämpfe hat Dalí in zwölf Farblithografien festgehalten, in denen nicht nur die Bilderfindungskraft des Künstlers aufs Schönste zum Vorschein kommt, sondern auch sein experimenteller und innovativer Ansatz im Steindruck. Schließlich hat Salvador Dalí die ersten stereometrischen Grafiken der Kunstgeschichte geschaffen, Dix Recettes d’immortalité (10 Rezepte für die Unsterblichkeit) – Kaltnadelradierungen, in denen er sich mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzt.

Meisterwerke von Horst Janssen aus einer Hamburger Privatsammlung

14. Juli bis 1. November 2015

Mit über neunzig Meisterzeichnungen aus einer Hamburger Privatsammlung zeigt das Horst-Janssen-Museum einen großartigen Überblick über  das gesamte zeichnerische Schaffen Horst Janssens von den 1960er Jahren bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1995. Die Sammlung des Janssen-Biografen Stefan Blessin ist wohl eine der schönsten und aufregendsten Sammlungen mit Werken von Horst Janssen, die es in privater Hand gibt. Seit den 1970er Jahren hat Blessin Janssen als Gesprächspartner, als Freund und auch als Biograf immerwährend begleitet. Fortlaufend hat er dabei  Zeichnungen und Grafiken von Horst Janssen erworben oder vom Künstler zugedacht bekommen. Auch nach Janssens Tod erweitert er seine Sammlung bis auf den heutigen Tag.

Die in der Ausstellung präsentierten  Zeichnungen, Aquarelle und Gouachen sind in ihrer Zusammensetzung einzigartig, zeigen sie doch einen Überblick über sämtliche Vorlieben und Hauptthemen Janssens. Darunter sind viele seiner Selbstporträts, aber auch die gezeichneten Porträt-Köpfe anderer, die „Kopien“ und die Blumen-Stillleben. Des Weiteren Arbeiten zu den für Janssen so zentralen Themen wie Eros und Tod, sowie die aquarellierten Landschaftszeichnungen der Bobethanien-Serie, die Anfang der 1990er Jahre, – in der Folge von Janssens Balkonsturz und seiner damit einhergehenden zeitweiligen Erblindung, entstanden sind.

Die Geister, die sie riefen ... Lust- und Angstphantasien von Horst Janssen und Johann Heinrich Füssli

21. November 2015 bis 14. Februar 2016

Das Horst-Janssen-Museum beschließt das Ausstellungsjahr 2015 mit einem besonderen Höhepunkt: Das Haus präsentiert nicht nur einen der bedeutendsten und extravagantesten Künstler der Zeit um 1800 – Johann Heinrich Füssli (1741-1825) – sondern auch Horst Janssens intensive Auseinandersetzung mit dessen Werk. Damit setzt das Museum die erfolgreiche Reihe von Janssens Zwiegesprächen mit seinen aus der Kunstgeschichte „adoptierten Ahnen“ fort.

Johann Heinrich Füssli, der literarisch hoch gebildete, nach London exilierte Schweizer, verschafft phantastischen Geisterwesen aller Art in seinem Werk eindrucksvolle Auftritte. Hexen, Feen, Albe, Gespenster und Dämonen setzen den Menschen zu und sind die Hauptakteure in seinen unkonventionellen, wirkmächtigen Bilderfindungen. Wir freuen uns, in der Ausstellung einige seiner bedeutendsten Zeichnungen aus unterschiedlichen Schaffensphasen und historische Drucke nach seinen berühmtesten Werken präsentieren zu können. In Füsslis Œuvre besitzt die Zeichnung eine besondere Bedeutung: „Nur im raschen Vollzug des Zeichnens konnte er gestaltend mit der enormen, durch stete Lektüre gespeisten Bilderproduktion seiner Vorstellung Schritt halten.“ (Gert Schiff, 1959) Janssen inspirierte diese spukhafte und emotional entfesselte Bilderwelt Füsslis. Von 1973 bis 1975 schuf er die komplexe und eindringliche Radierfolge „Der Alp – Variationen zu Heinrich Füssli“, die gemeinsam mit ihren Vorlagen im Zentrum der Schau steht. Leihgaben der bedeutendsten Füssli-Sammlungen der Schweiz und Großbritanniens sowie aus Museen in Österreich und Deutschland unterstützten das Projekt in großzügiger Weise. Die Ausstellung bietet zudem den willkommenen Rahmen, den aus Oldenburg stammenden und bis heute bedeutendsten Füssli-Forscher Gert Schiff (1926-1990) zu ehren. Schiffs Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 25. Mal und das Museum möchte dazu anregen, diese außergewöhnliche Forscherpersönlichkeit wiederzuentdecken.

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2014

Final Cut. Papierschnitt als eigenständiges künstlerisches Medium

25. Januar bis 27. April 2014

Der Scheren- bzw. Papierschnitt hat als elementare Gestaltungsmöglichkeit eine lange Tradition, die sich von den Anfängen in China, Indonesien und Persien bis zu seiner Verbreitung in Europa im 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ihre Wurzeln hat die Schneidekunst vor allem im volkstümlichen Brauchtum. Als Liebhaberkunst war sie eine vornehmlich dem Kunsthandwerk zugehörige Fertigkeit, die sich aufgrund einfacher Motive sowie beachtlicher handwerklicher Virtuosität großer Beliebtheit erfreute. In der Klassischen Moderne etablierte Henri Matisse (1869-1954) den Papierschnitt als eigene Kunstform – „Mit der Schere zeichnen“ nannte er den schöpferischen Prozess für seine Arbeiten. Heute ist der Papierschnitt längst eigenständiges Medium innerhalb der zeitgenössischen Kunst. Unabhängig von seinen traditionsreichen Vorbildern hat er eine Entwicklung genommen, die sich durch künstlerische Freiheit auszeichnet, durch eigenwillige Formfindung und erstaunliche Vielfalt.

Siebzehn internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen im Horst-Janssen-Museum, dass die Autonomie künstlerischer Gestaltungsprozesse die Grundlage ihrer inspirierenden Arbeiten ist und nicht der klassische Scherenschnitt. So lassen sich z.B. deutliche Einflüsse aus anderen künstlerischen Disziplinen wie Bildhauerei, Malerei oder Grafik erkennen sowie ein Interesse an Architektur oder Zeichnung und Lineament. Darüber hinaus hat sich die Präsentationsform der Papierschnitte vollkommen verändert: vom kleinen Format bis hin zu überraschend großen, raumgreifenden Arbeiten, zu außergewöhnlichen Objekten und filigranen Installationen.

„Wie ein Traum!“ Emil Orlik in Japan

11. Mai bis 6. Juli 2014

Von künstlerischer Neugierde getrieben, reist der Maler, Zeichner und Grafiker Emil Orlik (geboren 1870 in Prag, gestorben 1932 in Berlin) von April 1900 bis Februar 1901 nach Japan. Als einer der ersten europäischen Künstler studiert er vor Ort die für die europäische Kunstwelt der Jahrhundertwende so faszinierende und inspirierende Technik des japanischen Farbholzschnitts. Orlik sucht die Holzschneider und Drucker in ihren Werkstätten auf und überträgt das dort Erlernte und Gesehene auf seine eigenen grafischen Arbeiten. Orliks während und nach der Reise entstandenen Drucke zeugen davon: Sie sind meisterhaft in ihrer technischen Ausführung, in ihrer für die europäischen Sehgewohnheiten fremden Farbgebung und in ihrer exotischen Motivik.

Die Ausstellung präsentiert nahezu vollständig alle in Japan entstandenen sowie nach der Reise durch Japan inspirierten Drucke, darunter Holzschnitte, Lithografien und Radierungen. Ergänzt wird die Schau, deren Exponate aus einer Hamburger Privatsammlung stammen, mit japanischen Farbholzschnitten aus der Sammlung des Stadtmuseums Oldenburg.

Ahmet Öğüt: Apparatuses of Subversion

26. Juli bis 5. Oktober 2014

Mit der Ausstellung „Apparatuses of Subversion“ untersucht Ahmet Öğüt Momente, in denen staatliche oder wirtschaftliche Akteure in die Sphäre des Einzelnen eintreten, um den öffentlichen Raum zu regulieren und damit den gesellschaftlichen Status quo festzuschreiben. Auf der Basis einer genauen Beobachtung aktueller Machtstrukturen und Regierungsstrategien kehrt Öğüt diese Mechanismen mit feinsinniger Ironie und Humor ins Gegenteil oder hebt sie gänzlich auf – so laden Instrumente der Abschottung zum Durchgang ein, während Zensurorgane zu Verteilern von Information umfunktioniert werden.

Durch eine Auswahl an Arbeiten der letzten Jahre entwickelt Öğüt im Ausstellungsraum eine vielschichtige Auseinandersetzung über das Verhältnis von Individuum und Staat. Der Künstler präsentiert den öffentlichen Raum dabei zwischen zwei Extremen: der politischen Bühne und einem restriktiven, durch Zensur und Überwachung kontrollierten Raum. Dieses Spannungsfeld erweitert Öğüt um eine Neuproduktion für das Horst-Janssen-Museum, in der sich öffentlicher und privater Raum auf absurde Weise begegnen. Hier zeigt sich wie sich individuelle Widerständigkeit gegenüber freiheitseinschränkenden Maßnahmen im Alltag ausdrücken kann.

Geile Sybillchen. Erotische Fantasien von Horst Janssen

18. Juli bis 16. November 2014

Das Sujet der erotischen Zeichnungen ist für Horst Janssen von Anfang an inspirierend und von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund widmet das Horst-Janssen-Museum den „geilen Sybillchen“ – wie Janssen sie nennt – eine Sonderausstellung. Bereits seine ersten Radierzyklen sind der Erotik gewidmet. Janssen präsentiert uns fragile Geschöpfe, die in seiner Fantasie Bande knüpfen, mit eleganter, feiner Linie oder auch mit kraftvollem Strich, der die ganze Platte überzieht. Diese Radierungen stehen der Art Brut nahe und sind doch ganz eigenständige Entwürfe des 30-jährigen Künstlers. Wir zeigen ausgewählte Blätter aus „Nana“ und „L’heure de Mylène“.

Schließlich schafft Janssen eine ganze Reihe von Bleistift- und Farbstiftzeichungen, die dem lasziven Frauenakt gewidmet sind und auf der Biennale in Venedig 1968 Furore machen. In dieser Zeit bezeichnet sich Janssen selbst als „Millionenstrichler“ und seine Werke als „Fleischzeichnungen“. Einen Höhepunkt in Janssens erotischer Kunst bildet zweifellos der Aquarellzyklus „Phÿllis“, in dem der Künstler sehr malerisch vorgeht. Seine Werke muten zunächst wie romantische Bilderfindungen an, um sich auf den zweiten Blick als Sadomaso-Inszenierungen zu entpuppen. Aber auch der Humor spielt in Janssens Erotik eine Rolle: In den farbigen, spontanen Aquarellen „Drollerei“, die ab den 1990er Jahren entstehen, findet man einen gelösten, fast spielerisch arbeitenden Künstler, der sich auf wieder neue Art dem Thema nähert. Die Ausstellung veranschaulicht anhand von über 200 Werken die komplexe, künstlerische Entwicklung der erotischen Zeichnungen Horst Janssens von den späten 1950er bis zu seinen letzten Schaffensjahren.

Ralf Ziervogel: Träger des Horst-Janssen-Grafikpreises der Claus Hüppe-Stiftung 2014

19. Oktober 2014 bis 4. Januar 2015

Ralf Ziervogel ist der fünfte Preisträger des Horst-Janssen-Grafikpreises der Claus Hüppe-Stiftung. Er arbeitet in den unterschiedlichen Gattungen Zeichnung, Malerei, Skulptur, Video und Installation und ist vor allem als Zeichner bekannt. In häufig großformatigen Tintenzeichnungen lässt er ornamentale Menschenketten ranken, die untereinander allerdings durch brutale oder obszöne Handlungen verbunden sind. Dabei wird sein vermeintlich misanthropisches Menschenbild von seiner überbordenden Erfindungskraft und einer Detailversessenheit domestiziert und mit feinsten, geradezu delikaten Linien zu Papier gebracht.

In Oldenburg stellt sich Ziervogel auch mit scheinbar gegensätzlichen Werken vor: Auf seinen neuen über 2 Meter hohen Leinwandarbeiten präsentiert er verzweigte Linienkonstrukte auf strahlend weißem Grund. Diese auratischen Bilder, die sich dem Betrachter fast entziehen, liefern dennoch konkrete Informationen: Bei sehr genauem Hinsehen kann man in den haarfeinen Bleistiftlinien Texte des Künstlers entziffern; es handelt sich häufig um Begriffe und Satzfragmente, die wiederum die primitiven Instinkte der menschlichen Lebensform im Inhalt haben. In seinen neuesten Werken arbeitet Ralf Ziervogel mit Tinte und Gouache. Diese „Eskimolieder“ sind von Gesten, die bei der Benutzung von touch screens entstehen, inspiriert. Neben den Spuren, die die Finger auf der Bildschirmoberfläche hinterlassen, tauchen in diesen Arbeiten auch Textelemente gleichermaßen aus der Verborgenheit der virtuellen Welt auf.

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